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02. August 2018

Keine Äpfel ohne Bienen

Bienen und andere Blüten bestäubende Insekten sind für den Obst- und Gemüseanbau unentbehrlich. In den letzten Jahren vermehren sich in Obstbaugebieten Beobachtungen von rückgängigen Bienenpopulationen.

Die Biene als Wirtschaftsfaktor

Der Wert der Biene und anderer Blüten bestäubenden Insekten ist von Forschern im In- und Ausland belegt und heute allgemein bekannt. Internationale Studien belegen, dass der Anteil der durch Bienen erfolgten Bestäubung bei Obstblüten mindestens 75% ausmacht. Die Biene fliegt Blüten an, um Nektar zu sammeln. Dabei bleibt Blütenstaub an ihren feinen Haaren hängen. Mit diesen Pollen befruchtet sie die nächsten Blüten, die sie besucht. So sorgt die Biene für den Fortbestand und die Erträge fast aller Obstsorten. Ohne Bienen würde sowohl die Fruchtbarkeit der meisten Obstarten, als auch die Samenproduktion vieler Pflanzen nachlassen.

Diese Arbeit der Bienen und ihrer Kolleginnen hat demnach auch einen hohen wirtschaftlichen Wert. Die Wirtschaftsleistung der Blüten bestäubenden Insekten - dazu gehören neben der Honigbiene auch die Wildbienen, Schmetterlinge, Laufkäfer und weitere – liegt laut einer TEEB-Studie* weltweit bei über 150 Milliarden Euro, in Europa um die 22 Milliarden Euro. Eine Zahl, welche die Wichtigkeit der Biene unterstreicht.

Rückgang der Bienenpopulationen

In den letzten Jahren ist weltweit in vielen Gebieten ein Rückgang der Bienenpopulationen zu verzeichnen. Das Phänomen, das ganze Bienenvölker verschwinden, wurde 2006 das erste Mal in den USA beobachtet. Dabei verlassen die flugfähigen Bienen ihren Stock, ohne zurückzukehren. Die Folge ist, dass die Königin und die Jungbienen verhungern. In Deutschland sterben jedes Jahr zahlreiche Bienenvölker vor allem während der Wintermonate und in großen Teilen Chinas sind die Bienen bereits ganz verschwunden. Dort übernehmen inzwischen Menschen in mühsamer Handarbeit die Bestäubung von Blüten.

Der Ursache auf der Spur

Noch können Wissenschaftler die genaue Ursache für das Bienensterben nicht endgültig benennen. Es werden sowohl Nahrungsmangel, Verlust an Lebensraum, fehlende Nistmöglichkeiten sowie die Belastung mit Chemikalien vermutet. Bei der Honigbiene nehmen zudem die Probleme mit Krankheiten und Parasiten zu. Viele Forschungseinrichtungen sind dem Problem auf der Spur, um den Zusammenhang zwischen Obstbau und der Entwicklung der Bienenpopulationen zu erörtern, zu verstehen und Lösungen zu entwickeln.

Mit dem Projekt „Apistox“ wurde vom Versuchszentrum Laimburg (Bozen/Südtirol) über drei Jahre (2014-2016) untersucht, welche Auswirkungen der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Obstbau auf Bienenvölker während der Bienenwanderung haben kann. Ein direkter Zusammenhang zwischen einem erhöhten Einsatz von Insektiziden und einer schwachen Vermehrung der Bienenvölker wurde dabei nicht beobachtet, wohl aber wurden Schadensfälle in der Nachblüte registriert. Aufgrund eines mangelnden Trachtangebotes nach der Apfelblüte fliegen die Bienen nach der Bienenschutzzeit wieder zurück in den Obstanlagen und suchen die Blüten im Unterwuchs der Apfelanlagen auf. Damit können Bienen in Kontakt mit Pflanzenschutzmitteln kommen, was zu einem erhöhten Bienensterben führen kann. Dem Obstbau die Schuld am Bienensterben zu geben wäre aber auch zu einfach, denn gerade die Obstwiesen bieten den Bienen auch Lebensraum und ein Trachtangebot.

Mit verantwortlich für das Bienensterben ist mit Sicherheit die Varroa-Milbe. Sie stammt ursprünglich aus Asien und wurde vor rund 35 Jahren nach Europa eingeschleppt. Sie trinkt das Blut der Bienen und vermehrt sich auf deren Brut, sodass die Jungbienen schon geschwächt schlüpfen und bereits kurze Zeit später sterben. Ein stark mit der Varroa-Milbe befallener Bienenstock wird immer schwächer, fliegt zum nächsten Stock und infiziert auch diesen mit den Milben. Der Teufelskreis beginnt damit von neuem.

Vorbeugende Maßnahmen

Auch wenn die Ursachen für das Bienensterben noch nicht vollständig erforscht sind, ist für Landwirte eine erhöhte Vorsicht geboten. Ohne die Bestäubung der Bienen würde der Ertrag bei der Apfelproduktion um ca. 2/3 zurückgehen und auch die Qualität der Früchte würde sinken. Somit ist es für jeden Landwirt eine Verpflichtung alles zu unternehmen, um die so wichtigen Insekten zu beschützen.

Folgende Maßnahmen tragen zum Schutz der Bienen bei der Behandlung der Apfelanlage mit Pflanzenschutzmitteln bei**:

  • Sprühverbot auf blühende Pflanzen: Außerhalb der Bienenwanderung darf der Sprühnebel von bienegefährlichen Mitteln keinesfalls auf blühende Pflanzen gelangen.
  • Verlustarm sprühen: Durch die Anwendung der modernen Technik des verlustarmen Sprühens können Verwehungen auf blühende Pflanzen verhindert werden
  • Die richtige Tageszeit: Außerhalb der Bienenwanderung sollten bienengefährliche Mittel nach Möglichkeit in den Abendstunden nach Einstellen des täglichen Bienenflugs, in der Nacht oder in den frühen Morgenstunden ausgebracht werden. Ist die Spritzbrühe bereits angetrockent, ist die Gefahr für Bienenvergiftungen deutlich geringer.
  • Unterwuchs mulchen: Vor einer Behandlung mit bienengefährlichen Mitteln muss der blühende Unterwuchs gemulcht werden. Auch dieser Arbeitsgang sollte nach Möglichkeit außerhalb des Bienenfluges erfolgen, da sich sehr viele Bienen auch auf den Blüten des Unterwuchses aufhalten.
  • Nie auf die Blüte: Bienengefährliche Mittel dürfen nicht eingesetzt werden, sobald sich die ersten Blüten geöffnet haben und bis die Bäume vollständig abgeblüht sind.

*TEEB (The Economics of Ecosystems and Biodiversity) ist eine Forschungs-Initiative, die bestehende Ansätze zur ökonomischen Bewertung von biologischer Vielfalt und Ökosystemdienstleistungen aufzeigen und umsetzen sollen.

**Auszug Empfehlung Südtiroler Bauernbund – Der Biene das Leben erleichtern

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